Fleischfressende Pflanzen
sind nicht nur praktische Pflanzen, sondern auch angenehme Pflanzen für Ihr Zuhause. Werden Sie von Insekten wie kleine Fruchtfliegen oder Fliegen belästigt? Fleischfressende Pflanzen helfen Ihnen dabei sie los zu werden. Sie haben sich im Laufe der Jahre zu Meistern im Anlocken, Fangen und Fressen verschiedener Insekten entwickelt. Innerhalb der Familie der fleischfressenden Pflanzen gibt es viele verschiedene Arten. Jede Art hat ihre eigene Spezialität!
Fallenthypen
Man unterscheidet bei fleischfressenden Pflanzen fünf verschiedene Fallentypen. Je nach ihrer Fähigkeit zur aktiven Bewegung im Zusammenhang mit dem Fangen oder dem Verdauen der Beute lassen sich die Arten auch zusätzlich noch als aktiv oder passiv charakterisieren.
Klebefallen
Klebefallen funktionieren über ein klebriges Sekret, welches über Drüsen auf den Blättern selbst oder an den Spitzen kleiner Tentakeln austritt, mit denen die Blätter besetzt sind. Pflanzengattungen, die diese Fangmethode verwenden, sind Sonnentau (Drosera), Fettkräuter (Pinguicula), Regenbogenpflanzen (Byblis), Wanzenpflanzen (Roridula), Triantha occidentalis, das Taublatt (Drosophyllum) und die Liane Hakenblatt (Triphyophyllum) sowie die größte Gattung der Karnivoren, die Schusspflanzen (Stylidium). Jede dieser Gattungen hat die Karnivorie unabhängig von den anderen entwickelt.
Das Insekt wird durch das duftende Sekret angelockt und bleibt daran haften. Durch seine Versuche, sich zu befreien, bleibt es mit immer mehr Körperteilen am klebrigen Sekret hängen; bei den aktiven Klebefallen der Gattungen Drosera und Pinguicula wird dies auch noch durch zusätzliche Bewegungen der Fangblätter unterstützt. Die Mehrheit aller Arten mit Klebefallen schüttet anschließend Enzyme aus, welche die dann folgende Verdauung durchführen, einige verlassen sich jedoch zur Zersetzung auf Kommensalen (insbesondere Wanzen), welche die Beute aussaugen. Die Nährstoffe der gefangenen Tiere werden schließlich über die Ausscheidungen der Wanzen von der Pflanze aufgenommen.
Klappfallen
Die Fangtechnik der Klappfalle ist die wohl bekannteste, wenn auch seltenste Fangmethode der Karnivoren. Es handelt sich dabei um die schnelle Schließbewegung zweier Blatthälften, die durch kleine Fühlhaare auf den Blattinnenseiten ausgelöst wird. Jede der zwei Blatthälften hat drei bis neun dieser Haare. Wird eines mehrmals oder verschiedene Haare innerhalb von ca. 20 Sekunden zwei Mal berührt, so klappen die beiden Blatthälften innerhalb von zwei Sekunden zu. Die Reizkontrolle verhindert ein Schließen auf Grund von Regen oder Luftzügen. Nach dem Verschließen bildet sich zwischen den Blatthälften ein Hohlraum, in dem das Insekt durch Sekrete verdaut wird. Die Klappen öffnen sich nach ungefähr acht Tagen wieder und geben die unverdaulichen Reste ihres Opfers frei. Die einzigen Pflanzen mit diesem Fangprinzip sind die beiden Arten Venusfliegenfalle (Dionaea muscipula) und Wasserfalle (Aldrovanda vesiculosa).
Saugfallen
Das Prinzip der Saugfallen funktioniert nur unter Wasser oder unter der Erde. Die Pflanze, die mit dieser Fangmethode fängt, baut in der Falle einen Unterdruck auf, der sich bei Berührung schlagartig ausgleicht und dabei Wasser und Beute in sich hinein saugt. Die einzige Gattung, die dieses Prinzip anwendet, ist die der Wasserschläuche.
Fallgrubenfallen
Bei den Fallgrubenfallen bilden die Blätter einen Hohlraum, in den das Insekt hineinfällt und aufgrund glatter Innenwände und kleinem Raum nicht oder schwer herauskommt. Dort gibt es zwei Untergruppen, nämlich einerseits die Krugpflanzen wie den Zwergkrug (Cephalotus), die Sumpfkrüge (Heliamphora) und die Kannenpflanzen (Nepenthes) und die Schlauchpflanzen (Sarracenia) und andererseits deren nahe Verwandte, die monotypische Gattung Kobralilie (Darlingtonia).
Reusenfallen
Erheblich komplizierter konstruiert sind die Reusenfallen, deren Vorkommen namengebend auf die Gattung der Reusenfallen (Genlisea) mit ihren 21 Arten und – in sehr verschiedener Art – die Papageien-Schlauchpflanze (Sarracenia psittacina) beschränkt ist. Allerdings scheinen auch adulte Kannen von Nepenthes aristolochioides Ansätze von Reusenbildung zu zeigen. Ihre Opfer – bei Genlisea ausschließlich Einzeller – werden durch Lockstoffe ins Falleninnere geleitet. Eine Umkehr wird den Organismen durch Sperrhaare unmöglich gemacht. Schließlich gelangen sie in eine Art Magen, in dem sie durch Enzyme verdaut werden. Die Reusenfalle von S. psittacina hingegen verdaut die gefangenen Tiere nicht in einer Magenvorrichtung, sondern wie die anderen Sarracenien direkt durch Enzyme im Schlauchinnern. Auch die beiden als entweder karnivor oder präkarnivor eingestuften Moosgattungen Colura und Pleurozia verwenden dieses Fangprinzip.